Pressemitteilung Dachauer Obstperlen gesucht!

Wer von uns wollte nicht schon mal einen Schatz finden und das am besten im Garten oder an der Straße?

Diese Schätze haben wir in unseren Gärten und Wiesen und an Straßen und Wegen. Es sind unsere alten Apfel und Birnbäume. Im Zuge des „Streuobstpaktes Bayern“ erhielt die Bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim vom bayerischen Landwirtschafts- und Umweltministerium den Auftrag, alte Obstsorten zu sichten, zu bestimmen und auf Klimatauglichkeit und Verwertbarkeit zu erforschen. Der Landkreis Dachau erhielt hierzu den Zuschlag als eines von vier Leuchtturmprojekten in Bayern. Gemeinsam mit der Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege, dem Kreisverband für Gartenbau und Landespflege und dem Landschaftspflegeverband Dachau beginnen diesen Herbst die Arbeiten.

Das Problem ist schnell beschrieben: Es gibt nur noch sehr wenige Exemplare von Obstbäumen, die aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende bis in unsere Zeit überlebt haben. Das hat viele Ursachen und unter anderem auch, dass Apfelbäume meist nicht viel älter als 70 oder 80 Jahre werden. Das sind dann schon richtige Methusalems mit dicken Stämmen und knorrigem Wuchs. Häufig wissen die heutigen Besitzer auch nicht mehr viel mit den Früchten anzufangen, weil sie vielleicht sauer sind oder klein sind. Das liegt häufig daran, dass früher die Früchte nicht nur zum Essen genutzt wurden, sondern für den Winter eingemacht wurden, zu Saft verarbeitet, getrocknet oder als Brände destilliert wurden. Dann ist vielleicht der saure Apfel, den niemand essen mag, ein traumhafter Apfel zum Backen oder für Saft oder Most. Besonders bei Birnen kennen viele, dass die alten Sorten nur ein paar Tage halten und dann gleich teigig werden. Das können die besten Birnen für Moste und Brände sein. Und das ist spannend herauszufinden und wieder neu zu beleben.

Weil wir glauben, dass wir noch schnell retten müssen, was noch zu retten ist, wollen wir jetzt auf die Suche gehen. Mit dem Finden alleine ist es dann noch nicht vorbei, denn die alten Sorten müssen bewahrt werden. Eine wichtige Erkenntnis aus anderen ähnlichen Projekten ist es, dass wir damit nicht nur die Vielfalt unserer lokalen Kultur erhalten, sondern auch den Einblick, dass wir vielleicht die besten Sorten für die Zukunft schon haben. Diese genetische Vielfalt unseres Erbes wollen wir in speziellen Gärten nachzüchten und für die Zukunft erhalten.

Dafür brauchen wir die Mithilfe aller Bewohner im Landkreis Dachau, die einen alten Baum kennen. Manchmal ist ein Sortennamen aus der Vergangenheit überliefert, der leider auch manchmal falsch ist. Daher lohnt es sich jeden alten Baum nochmal anzuschauen. Alte Bäume sind für uns solche, die vor ca. 1950 gepflanzt wurden. Denn in den Fünfziger Jahren haben Baumschulen begonnen beliebte Standardsorten zu vertreiben und dafür die alten Sorten aus dem Programm genommen.

Was bieten wir an: Durch professionelle Obstspezialisten werden Äpfel und Birnen bestimmt und die Besitzer bekommen die Sortennamen. Falls es sich herausstellt, dass Sie einen seltenen Obstbaum haben, dann würden wir gerne zeitlich passend Reiser schneiden, um die Bäume nach zu züchten. Diese Nachzüchtungen sollen dann in einem oder zwei Erhaltungsgärten im Landkreis gepflanzt werden, um sie für die Zukunft zu erhalten und zu nutzen. Denn das beste Mittel für die Bewahrung liegt darin, den Nutzen zu erkennen und wertzuschätzen.

Was brauchen wir dafür?

  • 7 Früchte von alten Apfel- oder Birnbäumen (die vor 1950 gepflanzt wurden) in Streuobstbeständen und Obstgärten, typische Früchte – nicht unbedingt die schönsten, reif, von der sonnigen Außenseite, eher aus dem oberen Drittel, ungewaschen und mit Stil. Diese legen Sie bitte in eine Papiertüte je Sorte und lagern diese bitte bis zur Abgabe bei einer Sammelstelle kühl. Für jede Tüte bitte ein von uns erstelltes Formblatt beilegen, auf dem der Baum und die Eigentümer benannt sind. Dies wird benötigt, damit zum einen die Früchte den Bäume zugeordnet werden können und zum anderen, dass die Ergebnisse der Bestimmungen zu den Eigentümern zurückfinden.
  • Papiertüten und ein Vordruckzettel mit den Angaben zum Standort und dem Eigentümer sind bei der Kreisfachberatung für Gartenbau und Landespflege am Landratsamt und den jeweiligen Gartenbauvereinen in allen Dachauer Orten erhältlich. Nähere Informationen dazu unter https://kreisverband-dachau.de/kreisverband/ortsvereine/
  • Ab Donnerstag, 18.August 2022, jeden Donnerstag von 16.00 bis 18.00 Uhr können im Landratsamt bei der Kreisfachberatung für Gartenkultur die Fruchtmuster abgegeben werden. Weiherweg 16 in Dachau. Donnerstag, 20.Oktober 2022, 16.00 bis 18.00 Uhr ist die letzte Abgabemöglichkeit.
  • Darüber hinaus können Sie die Obstproben am 3.10.2022 ab 10:00 Uhr zum Tag der Regionen am Petersberg bei Erdweg vorbeibringen. Dort wird ein Team aus sachkundigen Experten Ihre Sorte bestimmen.

Für Rückfragen stehen Ihnen gerne zur Verfügung: Siegfried Lex und Beate Wild, die Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Dachau, 08131 / 74 -237 und 08131 / 74 – 1851

siegfried.lex@lra-dah.bayern.de und beate.wild@lra-dah.bayern.de

und

Michael Hainz, Leiter des pomologischen Arbeitskreises im Kreisverband für Gartenbau und Landespflege Landkreis Dachau: michael.hainz@kreisverband-dachau.de

Oder sprechen Sie die Vorsitzenden der lokalen Gartenbauvereine an. Ein Liste hierzu finden Sie unter: https://kreisverband-dachau.de/kreisverband/ortsvereine/

Das Erfassungsformblatt für Obstproben (pdf) können Sie hier herunterladen: